18
Geschichte des Mittelalters.
konnten. Da durchbrachen die unbändigen Bewohner des schottischen
Gebirges, die Kaled onier (Pikten und Skoten), die von den römischen
Kaisern aufgeführten Gränzwalle und erfüllten die britischen Ebenen
mit allen Gräueln der Barbarei. In dieser Noth, erzählt die Sage,
nahm Vortigern, einer der britischen Könige, sächsische Seeräuber
Hengifl und in Dienst, welche gerade in drei Schiffen unter den Häuptlingen Heng ist
Horsa. airt) Horsa an die britische Küste gekommen waren, und räumte ihnen
449, die Insel Th anet (an der Mündung des Stour) ein. Sie schlugen
die Kaledonier zurück, bemerkten die Schwäche und Uneinigkeit der
Briten und riefen Brüder und Stammverwandte herbei: Friesen und
Sachsen von der Nordseeküste zwischen Ems und Elbe, Angeln
und Jüten von der cimbrischen Halbinsel.
Angelsächsi. § 45. Sie entrissen in ungefähr 150 Jahren den Briten den
sche Hcptar- schönsten Theil des Landes und gründeten sieben Königreiche: die
lf' Nachkommen des Jüten Hengist Kent; der Sachse Ella 477 Sussex
(Südsachsen); 494 der Sachse Kerdik Messer (Westsachsen); 527
der Sachse Erkenwin Essex (Ostsachsen); der Angle Uffa 527 O fi-
an gl ien, das sich in North- und Southfolk theilte; 547 Ida Ber-
uikien, Aella 560 Deira, die später durch Edwin zu Northhum-
berland vereinigt wurden; Krida eroberte 586 Merkten (Mark),
das 626 durch Penda zum Königreich erhoben wurde. Die tapfersten
Briten flüchteten sich zu ihren nie romanisierten Brüdern in das Ge-
birge, daher erhielten sich kleine britische Reiche von Kumberland bis
Kornwallis, z. B. Gwynedd, Deheubarth, Powis, Gwent. Noch andere
Briten wanderten schaarenweise nach der gallischen Halbinsel Armorika
aus, die von ihnen bis zur Stunde den Namen Bretagne trägt. Die
unterworfenen Briten wurden hörig oder leibeigen und verloren sich unter
den Sachsen. Diese trugen ihre heimischen Einrichtungen auf britischen
Boden über; sie verehrten noch die germanischen Götter, wurden aber um
Christiani- 600 n. Ehr. namentlich durch die Bemühungen des Papstes Gregor des
sierung. Großen bekehrt, welcher 40 Benediktiner unter dem Abte Augu-
stin zu ihnen schickte. Am Christtage 597 taufte dieser den König
Ethelbert von Kent und wurde Erzbischof von Kanterbury; 628
bekehrte sein Genosse Paulinus den König Edwin von Northhum-
berland und den spätern heidnischen Rückschlag überwand 635 der
König St. Oswald; 631 gewann der Burgunder Felix die Ost-
auglier für die Kirche; um 660 folgten die Könige von Merkien und
Esser diesem Beispiele, 678 endlich der von Sussex.
§ 46. Diese sieben Königreiche (die Heptarchie; einigemal waren
es aber mehr als sieben) befehdeten sich fast unaufhörlich; einige Zeit
hatte Merkien die Oberhand, bis sie Messer gewann, dessen König
827. Egbert 827 sich zum Alleinherrscher aller sächsischen Ge-
biete emporschwang; unter ihm soll der Name Angellarid (England)
allgemein geworden sein.
Schottland § 47. Im Norden der Insel Britannien, im heutigen Schott-
christlich. land, bestanden die zwei kleinen Königreiche der Pikten (auf der
östlichen Seite) und der S ko ten. Sie erhielten das Christenthum aus
Irland. Irland, dessen keltische Bevölkerung in vier Königreiche: Ulster,
Leinster, Munster und Konnaught, unter einem Oberkönige von
Meath zu Teamor oder Tamora, getheilt war.
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Extrahierte Personennamen: Vortigern Heng Horsa Ella Kerdik Ida_Ber- Edwin B._Gwynedd Gregor Kent Kanterbury Edwin_von_Northhum- Oswald Felix Felix Esser Egbert Meath
Ii. Die Franken.
19
E. Reich der Burgunder in Gallien und Helvetien (413—534 n. Chr.).
§ 48. Dieses Volk (Th. I. S. 206) -rach 413 in Gallien ein
und gründete nach Attilas Tod bis 500 ein Reich, welches das ganze
Flußgebiet der Rhone vom Wallis bis zur Durance, ferner Savoyen,
in Helvetien das Gebiet der Aar bis unterhalb Solothurn umfaßte
und in Gallien noch das Quellgebiet der Loire und Seine in sich be-
griff; königliche Residenzen waren abwechselnd Genf, Lyon, Vienne,
Besanyon. Um 413 wurden die Burgunder arianische Christen. Unter
König Gundobald, der die burgundischen Gesetze sammeln und nie-^ndobald^
derschreiben ließ, traten jedoch die meisten in die katholische Kirche ein. 516.
Sie zeigten sich milder als die meisten germanischen Stämme und bil-
deten sich jenseits des Jura frühe zu einem romanischen Volke um.
Ii. Die Franken: Frankreich. König Chlodewig
(481—511 n. Chr.).
K 49. Die Franken waren ursprünglich kein eigener germanischer
Stamm, sondern der Name eines Kriegsbundes verschiedener Stämme
am Niederrhein (Bataver, Sigambern, Chamaven, Tubanten, Amsi-
barier, Brukterer, Chatten), welcher um 240 n. Chr. zum ersten Mal
genannt wurde. Sie verwüsteten wiederholt das nordwestliche Gallien
und ein Theil derselben trat gleich den Gothen, Burgundern rc. in den
Dienst der römischen Kaiser, wofür sie Wohnsitze an der Maas und
Waal erhielten; diese westlichen Frauken nannten sich die sali schen, Die salischen
während die zu beiden Seiten des Niederrheins wohnenden die r i p u a-Anfranke^
rischen hießen. Vor dem Zuge Attilas breiteten sich die salischen
Franken unter König Chlodio, dem Sohne des sagenhaften Königs Chlodio.
Faramund, bis zur Somme aus und fochten auf den katalaunischen Fel-
dern unter Aetius, während die ripuarischeu in den Reihen Attilas
standen; Chlodios Sohn soll Merowäus (Merowig) geheißen und dem Merowäus.
Königsgeschlechte den Namen Merowinger hinterlassen haben.
8 50. Dessen Enkel Chlodewig (Hludewig, Ludwig, Louis)
herrschte seit 481 nur über einen Theil der salischen Franken, wurde
aber der Gründer des großen Frankenreiches, aus welchem
später Frankreich und Deutschland hervorgingen. Damals bestand im
mittleren Gallien ein unabhängiges Fürstenthum unter dem Römer
Syagrius; diesen besiegte Chlodewig 486 bei Soissons und be- Schlacht
mächtigte sich seines Landes, worauf er zu Soissons, nach 507 zu Soiffonr
Paris seine Residenz aufschlug. Im Jahr 496 lieferte er den Ale-
mannen bei Tolbiacum (Zülpich?) eine große Schlacht. In der Noth Schlacht bet
rief er den Christengott um Hilfe an und gelobte ein Christ zu werden, 3"lpich 498.
wenn er ihm den Sieg verleihe; denn seine Frau Chlothilde, eine
Tochter des burgundischen Königs Chilperich, den sein Bruder Gun-
dobald erschlagen hatte, pries unaufhörlich die Macht des Gottes
der Christen. Chlodewig siegte, der größere Theil Alemanniens kam Chlodewig
unter seine Herrschaft, der südliche Theil begab sich jedoch unter den
Schutz des Ostgothen Theodorich und wurde erst von Witiges den
Franken überlassen.
§ 51. Seinem Gelübde getreu ließ sich Chlodewig zu Rheims
2*
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Extrahierte Personennamen: König_Chlodio Königs_Chlodio Ludwig Ludwig Louis) Chlothilde Chlodewig
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Helvetien Gallien Attilas Helvetien Solothurn Gallien Lyon Frankreich Gallien Attilas Frankreich Deutschland Gallien Paris Rheims
Iv. Einrichtungen in den neugermanischen Staaten. 21
nach den keltischen Bojern genannt, deren Name an ihrem ehemaligen
Heimatlande haften mochte), ein germanisches Volk, welches höchst wahr-
scheinlich aus der Vereinigung der Reste der Heruler, Skyren, Rugier,
Thurselinger und anderer Stämme erwuchs. Ihre Herzoge wählten
sie aus dem Geschlechte der Agilolfinger, die zu Regensburg Die Agilol-
residierten, in welcher römischen Kolonialstadt sich das Christenthum
erhalten hattch wie auch zu Lorch (Laureacum) und Salzburg (Juvavia).
Die Thüringer.
§ 56. Unmittelbar nach Attila erscheint ein Reich der Thürin-
ger (ihr Name wird gewöhnlich von den Hermunduren abgeleitet), das
nordwärts von den Bayern über den Mittlern und obern Main und
zwischen Elbe und Weser bis gegen den Harz hin reichte, aber nur von
kurzer Dauer war.
Wie Friesen.
8 57. Das Küstenland von dem Rheine bis zur Weser und in
einzelnen Strichen bis zur Eider behaupteten oder besetzten in alter
Freiheit die schifffahrtskundigen tapferen Friesen.
Die Lachsen.
§ 58. Ihre Nachbarn, die Sachsen (der Name wird von Sahs,
Sar, dem kurzen Schwerte, abgeleitet), waren ein Kriegsbund wie die
Franken und Alemannen; westlich reichten ihre Wohnsitze bis gegen
den Niederrhein, östlich bis zur Eider und Schlei, wo sie an die
Dänen stießen; jenseits der Elbe gränzten sie an slavische Völker,
südlich an die Thüringer, westlich an die Franken. Sie werden 286
n. Ehr. zum erstenmal genannt, wohnen im heutigen Holstein, erschei-
nen aber bald weitverbreitet und suchen unter den letzten römischen
Kaisern auf ihren leicht gebauten Raubschiffen die gallischen und briti-
schen Küsten heim.
Iv. Einrichtungen in den neugermanischen Staaten.
Grundbesitz und Stand.
8 59. Bei der Ansiedelung in einem eroberten Lande erhielt jeder
freie Kriegsmann je nach seinem Range ein größeres oder kleineres Stück
Land als freies Eigeuthum (Allod), das er mit seiner Familie und seinen
Leibeigenen anbaute oder wenn es großen Umfang hatte, wie die Allode
der Adeligen, in einzelne Höfe (man8u8, Iroda) vertheilte, welche er
seinen Leibeigenen und Hörigen anwies. Die römische Bevölkerung
(Uomani, krovineial68) blieb bei den meisten germanischen Stämmen
im freien Besitze der ihr gelassenen Grundstücke (z. B. bei den Gothen,
Longobarden, Franken, Burgundern) und lebte nach römischem Rechte,
bei andern (z. B. Angelsachsen und Alemannen) war ihr Loos Hörig-
keit oder Leibeigenschaft.
8 60. Bei der Vertheilung des eroberten Landes erhielt der Entstehung
König oder Herzog einen beträchtlichen Theil desselben, so daß er desfeudai-
über einen Grundbesitz von sehr großem Umfange zu verfügen hatte, wefeni*
Wie in alter Zeit die Fürsten ein großes Gefolge unterhalten hatten,
auf welches sich ihr Ansehen hauptsächlich gründete, so verliehen die
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Extrahierte Personennamen: Attila
Extrahierte Ortsnamen: Lorch Salzburg Main Rheine Sachsen Schwerte Holstein Iroda
Die Germanen.
3
Die Nation der Germanen.
§ 4. Die Germanen waren eine der großen arischen Volker-Abstammung
samilie angehörige Nation, die in unbekannter Zeit aus Asien, wahr-und Wohn-
scheinlich den vorausgegangenen Kelten folgend, nach Europa wau-
derte und im ersten Jahrhundert v. Ehr. bereits den Rhein über-
schritten hatte und die gallischen Kelten bedrängte, während noch andere
keltische Völker im Alpengebirge und auf der nördlichen Abdachung
desselben von Helvetien bis Pannonien, sowie in Böhmen und Mähren
wohnten (Th. I. S. 136). Nach dem ausdrücklichen Zeugnisse des Leibliche Be-
Cäsar und Tacitus waren die Germanen von jedem andern Volke leicht schaffenheit.
zu unterscheiden, ausgezeichnet durch hohen Wuchs und kräftigen Glie-
derbau, durch blonde oder röthliche Haare, blaue Augen mit heraus-
forderndem Blick. Unter Cäsar betraten die Römer zuerst den Boden
Germaniens, aber nicht 100 Jahre später, zur Zeit des Tacitus, waren
sie von der Unmöglichkeit die Germanen zu besiegen überzeugt und be-
trachteten dieselben als die einzigen gefährlichen Reichsfeinde.
K 5. Der gleiche Schriftsteller behauptet, der Name Germanen sei Name,
denselben von den Galliern beigelegt worden; man hat denselben daher
aus dem Keltischen zu deuten versucht (früher als Waldbewohner,
später als Lärmer; entschieden mißglückt ist die neueste Erklärung aus
dem lateinischen Worte germani, nach welcher die Germanen „echte
Gallier" wären). Im Volksmunde hat er sich nicht erhalten; „Teuto-
nen" war nie der Name des ganzen germanischen Volkes, sondern nur
eines Stammes, der von Marius bei Aquae Sextiae vernichtet wurde,
auch steht er in keinem Zusammenhänge mit dem Namen „Deutsche"
(die Wurzel lautet gothisch Thiuda, althochdeutsch Diota, d. h. Volk,
von welchem die Adjectivbildungen thiudisk, diudisk, diutsch, deutsch ab-
stammen, welche in Verbindung mit Volk oder Land das Nationale und
Heimatliche im Gegensätze zu dem Fremden bezeichnen), der erst viel
später, nach der gänzlichen Auflösung des Frankenreiches Natioualname
wurde.
8 6. Wie Tacitus berichtet, feierten die Germanen den erdgebornen Stämme.
Gott Tuisko und dessen Sohn Mann als Urväter; von Manns drei
Söhnen leiteten sie die drei Hauptstämme der germanischen Nation her:
1) die Jstävonen am Rheine, von dessen Mündungen bis an den
Main; 2) die Jngävonen, von den Rheinmündungen bis Jütland
(cimbrischer Chersones); 3) die Hermionen (Herminonen) in dem
andern Germanien, oder die Sueven im weitesten Sinne des Wortes.
Eine andere Meinung beschränkt die Herminonen auf die Stämme des
Cheruskerbundes zu beiden Seiten der Weser, sowie des Chat-
tenbundes, vom Zusammenfluß der Werra und Fulda bis an den
Main, und erklärt die Sueven als nach Ost und Süd gewanderte, mit
fremden Völkern gemischte germanische Stämme.
Die Germanen kannten demnach ihre gemeinschaftliche Abstammung Zwietracht
und behaupteten stolz, kein Volk der Erde übertreffe sie an Kriegsmuth eine «ran.
und Treue. Dies hinderte aber ihre Stämme nicht, sich gegenseitig bis Eigenschaft,
zur Vernichtung zu bekämpfen und mit andern Völkern im Bunde oder
in deren Dienste gegen Germanen zu fechten.
1«-
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Marius_bei_Aquae Marius Gott_Tuisko
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Rhein Helvetien Pannonien Germaniens Rheine Main Rheinmündungen Germanien Fulda Main Ost
Die Germanen.
7
drängt, und dienten in alter Zeit jedenfalls weder für den schriftlichen
Verkehr, den die alten Germanen nicht kannten, noch für historische
oder andere Aufzeichnungen, welche ihnen gleichfalls fremd waren.
Lebensweise und Sitten der Germanen.
§ 16. Die Germanen waren nach römischem und griechischem Be- Licht- und
griffe Barbaren, aber sie waren Barbaren von edler Anlage. Einfache
Lebensweise und Abhärtung ist allen Barbaren gemeinschaftlich, kriegen- Bolkscharak-
scher Muth den meisten, allein die Germanen zeichnete überdies ein ters.
hohes Ehrgefühl aus, welches die Flucht von dem Schlachtfelde
verbot, Treue bis zum Tod gegen Freunde und Anführer zur Pflicht
machte, und den offenen Zweikampf als Sitte einführte, wenn sich
Landsleute verfeindeten. Ein Vorzug der Germanen war ferner Hoch-
achtung vor dem weiblichen Geschlecht, keusche Strenge der
Sitten bei Vornehm und Gering, i^id was Tacitus ebenfalls betont,
Menschlichkeit gegen die Leibeigenen, Thatendrang und Wiß-
begierde. Als Schattenseite heben die Römer die germanische Trink-
und Spielsucht hervor, Jähzorn und Rauflust, daher blutige
Händel an der Tagesordnung waren.
K 17. Die freien Germanen lebten in ihrer Weise ähnlich den Das Leben
Äsen und Helden in Walhalla. Statt Dämonen und Riesen bekämpfen der freien,
sie die Feinde ihres Stammes, vertheidigen Familie und Eigenthum
oder suchen eine neue Heimat zu erobern, oder sie fechten um Beute
und Sold, jedenfalls immer für den eigenen Ruhm und den ihres
Stammes. Heldenmuth ist daher die erste Tugend des Mannes,
Kampf seine höchste Lust. Vor der Schlacht wurden den Göttern Opfer
und Gelübde dargebracht; die Krieger riefen sie in einem furchtbar
hallenden Gesang herbei zum Feste der Schlacht; denn für sie und die
Helden Walhallas ist die „Mannschlacht" das schönste Schauspiel,
daher eilt Odin mit seinem Gefolge durch die Lüfte herbei (Wuotans
Heer). Die Stärke des Heeres lag im Fußvolk, das sich keilförmig Kampfweift.
aufstellte und durch einen wüthenden Angriff den Feind zu werfen
suchte; gelang der erste Angriff nicht, so war die Kraft gewöhnlich er-
schöpft und die Schlacht verloren. Die germanische Reiterei zeigte
sich der römischen fast durchgehends überlegen, obwohl sie unansehnliche
Pferde hatte; oft sprengte ein germanischer Reiterschwarm an, der mit
erlesenen Fußgängern untermischt war, die sich mit einer Hand an der
Mähne festhaltend mit den Pferden gleichen Schritt hielten und im
Handgemenge die besten Dienste leisteten. Außer dem Kriege beschäf-
tigten den Germanen die Versammlungen der Genossen-
schaften: die Mark-, Gau- und Landsgemeinden, Gelage und be-
sonders die Jagd. Denn in dem Urwalbe, welcher den größten Theil
des Landes bedeckte, hausten neben dem scheuen Wilde der Wolf, Bär
und Luchs, Auer- und Wiesantstier, der Elch (Ellenthier), der wilde
Eber, welche der Germane nur mit Speer und Wurfspieß bekämpfen
konnte.
§ 18. Erreichte den Germanen das gemeinschaftliche Loos der Todtenbe-
Menschen, der Tod, so wurde er von seiner Verwandtschaft feierlich st""ung.
bestattet; die Vornehmen, scheint es, wurden in der Regel verbrannt,
ihre Reste in eine kunstlose Urne gesammelt und dieselbe in einem
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10
Geschichte des Mittelalters.
Kriege entstanden (;. B. bei den Cheruskern Armin und Segest,
Armin und Jnguiomar; die Ermordung Armins, weil er eine könig-
liche Gewalt ausübe). Die Unterhaltung eines Gefolges, das zudem
bei seinem Herzoge nach Art der Helden bei Odin in Walhalla
schmauste, verursachte einen großen Aufwand, besonders an Schlachtvieh
und Getränke, daher solche Herren außerordentlich große Besitzungen
gehabt haben müssen.
Hörige. § 26. Unter dem Schutze der Adeligen standen wahrscheinlich die
Hörigen (liberti bei Tacitus), welche persönlich frei lebten, auch
Vermögen besitzen konnten, wohl auch kriegspflichtig waren, aber in der
Gemeinde keine Stimme hatten und vor Gericht durch einen vollberech-
tigten Mann (Adeligen) vertreten wurden, dem sie dafür Abgaben und
wahrscheinlich auch Dienste leisteten.
Leibeigene. § 27. Den untersten Stand bildeten die Leibeigenen (861vi),
welche Eigenthum eines Herrn waren und nur von ihm Schutz und Le-
bensunterhalt erhielten. Sie dienten theils am Hofe ihres Herrn als
Handwerker, Hirten, Bauern re., oder sie hausten mit ihrer Familie
auf einem von dem Herrn angewiesenen Grundstücke, von dessen Er-
trag sie bestimmte Theile entrichteten; ihr Loos war also beträchtlich
besser als das der römischen Haus- und Landsklaven. Die Leibeigenen
waren zahlreich und sicher dem geringsten Theile nach germanischen
Ursprungs; der Umstand, daß die Germanen wenigstens im Süden
keltische Völkerschaften überwältigten, welche ihnen an Kultur voraus
waren, sowie verschiedene keltische Worte (z. B. Mark, Karren rc.),
die in der deutschen Sprache unstreitig vorhanden sind, berechtigen zu
der Annahme, daß die Leibeigenen der Germanen zu einem nicht gerin-
gen Theile keltischer Abkunft waren.
Die Angriffe der Germanen auf das römische Reich.
Diccimbern § 28. Die ersten Germanen, denen die Römer begegneten, waren
und Teilte- fct'e Cimb ern und Teutonen, welche sich neue Wohnsitze erobern
ncn’ wollten; da sie von der Ostsee bis in die norischen Alpen, von da bis
an die Pyrenäen und die Schelde vordrangen, endlich mit dem einen
Schwarme an den Mündungen der Rhone, mit dem andern aus dem
tyrolischen Gebirge hervorbrechend an Etsch und Po erschienen, also
Germanien und Gallien, das centrale Europa, nach jeder Richtung
durchzogen, so müssen sie eine gewaltige Bewegung unter den germa-
nischen und keltischen Völkern verursacht haben. Sie wurden von den
Römern vertilgt, aber etwa 50 Jahre später treffen wir abermals
Ariovist in Germanen jenseits des Rheins, nämlich die Schaaren des Ariovist,
Gallien, dxr die vereinigten gallischen Völker besiegt hatte und im Begriffe war
ganz Gallien zu erobern und der germanischen Einwanderung zu über-
lassen; er unterlag aber der Kriegskunst des großen Cäsar und Gallien
wurde römisch anstatt germanisch. Der Rhein wurde jetzt die westliche
Gränze Germaniens, durch Augustus die Donau die südliche; er
und seine Nachfolger bis Hadrian zogen von Vindobona bis Castra
Urfadjen und vetera eine Kette von festen Städten, Lagern, Kastellen und Schanzen,
Erfolge der gegen welche die Germanen lange nichts vermochten.
m""»Ger- § 29. Um das Jahr 100 n. Chr. waren die Germanen der am
6mmam.n' weitesten vorgeschobene Theil der Barbarenwelt, die sich der alten Knl-
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Extrahierte Personennamen: Armin Armin Cäsar Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Walhalla Germanien Gallien Europa Rheins Gallien Gallien Gallien Germaniens Donau Castra
Urfadjen
Die Germanen.
li
turwelt gegenüber lagerte und sich von der Mandschurei bis an den
Rhein erstreckte. China litt durch die fortwährenden Angriffe der No-
maden des centralen Hochasiens, daher wurde unter der Dynastie Tsin
schon im 3. Jahrhundert v. Chr. die gewaltige Mauer angelegt, die
als die chinesische unter den sogenannten Weltwundern ihren Platz ein-
uimmt. Indien war gegen Centralasien durch das Gebirge Himalaia
geschützt, die Skythen jedoch, die auch das griechisch-baktrische Reich
zerstörten, drangen in das Thal des Indus ein (daher Jndoskythen),
gingen jedoch sehr frühe, wie es scheint, in der einheimischen Bevöl-
kerung auf (Th. I. S. 118). Das arische Hochland schützten die
Saffaniden, welche auch Baktrien wieder eroberten und die altpersische
Gränze gegen Turan (Th. l. S. 45) wieder herstellten, ebenso Vor-
derasien, wo sie die Thore des Kaukasus bewachten. Die europäische
Kulturwelt (die klassische, griechisch-römische) vertheidigten die Römer
von der Donaumündung bis zur Rheinmündung, einer Strecke von
mehr als 300 Meilen. Gegen diese stürmten die Germanen um so
heftiger an, je mehr sie selbst von Osten her gedrängt wurden; denn
ihnen folgten auf der ganzen Breite vom baltischen bis zum schwarzen
Meere die slavisch en (sarmatischen) Völker, welche fast ausschließlich
von Viehzucht lebten, unter Zelten und gedeckten Karren hauöten, und
deßwegen leicht und gerne auswanderten. Hinter den slavischen Völkern
zogen asiatische Nomadenhorden gegen Westen, zuerst die mon-
golischen Hunnen, später finnische und türkische Völker; daher
drängten sich von der Wolga bis zum Rheine die Völker wie bei einem
Seesturme eine Welle der anderen nachstürzt. Fast alle germanischen
Stämme verlassen ihre Sitze und wandern südlich und westlich, alte
berühmte Namen verschwinden gänzlich, z. B. Cherusker, Chatten,
Hermunduren, Ouaden, Markomannen, und neue kommen auf, z. B.
Frauken, Alemannen, Sachsen. Die Germanen öffneten sich
endlich die Gränzen des römischen Reichs, nachdem dessen Kraft durch Bür-
gerkriege und Sittenverderbniß vollends zu Grunde gerichtet war. Ganze
deutsche Stämme wurden in den Gränzländern als Gäste (hospites) aus-
genommen mit der Verpflichtung dieselben gegen andere Barbaren (ge-
wöhnlich waren es Germanen) zu verteidigen ; andere nahmen mit offener
Gewalt römischen Boden in Besitz, und noch ehe Odoaker den Romu-
lus Augustulus entsetzt, waren die Länder des weströmischen Reichs
in der Gewalt der Germanen. Diese treten jedoch keineswegs den
Römern gegenüber als eine Nation auf, sondern sie bekämpfen einander
im Gegentheile auf^das Feindseligste, und die Heere, mit welchen römische
Feldherrn, z. B. Stilicho, die Germanen des Rhadagais vernichtete,
waren größtentheils auch Germanen, der römische Feldherr selbst ein
Germane (vergl. die Geschichte des römischen Cäsarenreiches).
§ 30. Es war demnach nicht Nationalhaß, was die Germanen
in den letzten Zeiten des römischen Reiches zum Angriff auf dasselbe
trieb, sondern wilde Kriegslust oder die Nothwendigkeit sich Wohn-
plätze zu verschaffen. Der Name Rom, die Schöpfungen der römischen
Kultur und die Majestät des Kaiserthums, welches fast übermenschliche
Werke geschaffen hatte, machte auf die Barbaren einen gewaltigen
Eindruck, der selbst dann noch sortdauerte, als Rom nicht mehr der
Sitz eines Cäsaren war.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: B._Stilicho
Extrahierte Ortsnamen: Rhein China Indien Baktrien Rheinmündung Rheine Sachsen Rom
12
Geschichte des Mittelalters.
Ei,. Grund Diese Ehrfurcht vor der Majestät Roms leistete dem Christenthume
Christianiste" bei den Germanen mächtigen Vorschub. Sie hatten ihre heiligen Berge,
rung gcrma-Haine, Opferstätten, Donnereichen und Quellteiche, an welchen ihr
Stämme ^uli Astete, verlassen, sie kamen in Länder, in welchen sich keine Er-
innerung an die heimischen Götter fand, wo die Religion waltete, zu
welcher sich die Welthauptstadt Rom bekannte, daher hatten sie vor
dieser Religion eine unwillkürliche Achtung und nahmen sie (Oft- und
Westgothen, Burgundionen, Vandalen) frühe bei sich auf.
313-388. (Ulfila, Bischof bei den Westgothen, übersetzt die Bibel in das West-
gothische.)
Zweites Kapitel.
I. Die germanischen Reiche auf ehemals römischem
Gebiete.
A. Das vandalische im nördlichen Afrika (429—534 n. Chr-).
§ 31. Die Vandalen, ein suevisches Volk, wohnte um 100
n. Chr. an der Ostseeküste, später in Schlesien und der Oberlausitz
(daher das Riesengebirge als mont68 Vandalici erscheint); sie nahmen
an dem Markomannenkriege Antheil und rückten im 4. Jahr-
hundert hinter den Burgundern an den Main vor, während ein Theil
von ihnen in Dacien unter der Oberherrschaft der Gothen lebte. Im
406. Jahr 406 brachen sie unter König Godegiskl mit Alanen und
Sueven in Gallien ein, und zogen verheerend nach Spanien, in
dessen südwestlichem Theile sie sich gegen die Angriffe der Westgvtheu
Gensericher-und Römer behaupteten. Unter Geiserich setzten sie 429, von dem
43"^ ^Nord- Statthalter Bonifacius gerufen (Thl. I. S. 207), nach Afrika über,
afrika. und eroberten bis 439 die ganze Provinz von den Säulen des Herku-
les bis zur großen Syrte. Unter allen Germanen waren sie die wilde-
sten Barbaren (Vandalismus), denn sie zerstörten selbst in Afrika, ihrer
neuen Heimat, Städte und Dörfer, Obstgärten und Felder, marterten
Geistliche, um sie zur Anzeige versteckter Kirchenschätze zu zwingen, zer-
schmetterten Kinder an den Mauern re., obwohl sie bereits Christen
(arianische) waren. Geiserich gründete auch eine Seemacht, ver-
heerte die Küstenländer, eroberte einen Theil Siciliens, Korsika
und die Balearen (Plünderung Roms, Th. I. S. 209).
Hilderich § 32. Sein vierter Nachfolger Hilderich wandte sich dem
523-530. f a t ^ 0 j j en Glauben zu und erregte dadurch die Unzufriedenheit
der arianischen Vandalen; dies benutzte sein Vetter Ge lim er, um
ihn vom Throne zu stürzen, und als sich Kaiser Justinian I. für ihn
533. verwendete, ließ Gelimer den Hilderich mit dessen Söhnen ermorden.
Belisar bc-Darauf sandte Justinian unter dem großen Feldherrn Belisar ein
hjot 53t H^kr; dieser schlug die Vandalen vor Karthago, eroberte die Stadt
'ao° mit Hilfe der Einwohner, schloß nach einer zweiten Schlacht Gelimern
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius
Extrahierte Ortsnamen: Roms Christenthume
Christianiste" Rom Afrika Schlesien Main Dacien Gallien Spanien Afrika afrika Afrika Korsika Roms Karthago
I. Die germanischen Reiche auf ehemals römischem Gebiete. 15
großer Schwarm Alemannen und Burgunder brach auf Geheiß Alemannen
der Franken in Oberitalien ein, erstürmte im Frühjahr 539 Mailand,
plünderte und verbrannte es, hieb die Männer nieder und schleppte der» Mai-
Weiber und Kinder in die Sklaverei. Die ungeheure Beute reizte die
Franken so sehr, daß sie unter König Theodebert ebenfalls nach Die Fran-
Italien zogen und ohne Rücksicht auf Gothen und Byzantiner das Land £$!!£
so lange plünderten und verwüsteten, bis sie durch Hunger und Krank- itatten.
heiten zur Heimkehr genöthigt wurden.
Z 38. Das folgende Jahr trieb Belisar die Gothen so in die
Enge, daß sie mit ihm in Friedensunterhandlungen traten; er täuschte
sie dabei dergestalt, daß sie ihm die Thore Ravennas öffneten, aber
statt daß er sich zum Könige der Gothen ausrufen ließ, wie diese ge-
glaubt hatten, traf er seine Anordnungen als Feldherr Justinians.
Dieser jedoch rief den Belisar zurück und verwandte denselben in
Asien gegen die Perser, die Gothen aber wählten endlich 541 in To- Totilas ge-
tilas einen tüchtigen König. Er schlug die Byzantiner bei Faenza
und eroberte bis 544 außer Rom und Rave'"'«' ganz Italien wieder; "
selbst Belisar, den Iustinian mit ungenügend Mitteln nach Italien
zurückgeschickt hatte, konnte sich nicht halten, in àst gegen Narses, Narses in
einen andern trefflichen byzantinischen Feldherrn, vellor Totilas bei Tar- Italien,
ginä (in der Nähe von Gubbio) Schlacht und Leben. Sein Nachfolger, Juni 552.
der tapfere Tejas, siel im December 552 im Kampfe gegen die sfiind- Tcjas fällt
liche Uebermacht, das ostgothische Reich und Volk hörte auf. Derln die 552-
Reste verschmolzen mit den Italienern oder schloßen sich an die Ale-
mannen an, welche unter den Herzogen Leutharis und Buccelin
in Italien einsielen und dasselbe bis Kalabrien plündernd durchzogen.
Narses wich aus, als sich die Feinde aber trennten, brachte er dem
Leutho-'^"bei Fanum eine Niederlage bei, das Heer des Buccelin soll Herbst 553.
er bei vernichtet haben.
Italien wurde oströmische Provinz, die Narses als kaiserlicher Italien by-
Statthalter unter dem Titel eines Exarchen verwaltete. zantinisch.
Das Reich der Langobarden in Italien (568—774 n. Chr.).
8 39. Narses wurde nach 14 Jahren abberufen und soll aus
Rache gegen die Kaiserin Sophia, die Gemahlin Justiuuö Ii., die Lon-
gobarde» nach Italien gerufen haben. Dieses suevische Volk hatte
im 5. Jahrhundert seine Wohnsitze in Oberungarn jenseits der Donau,
besiegte um 500 die Heruler und verstärkte 551 das Heer, mit welchem
Narses Italien eroberte. Ihr König Alboin vernichtete 566 das
Reich der Gepiden in Niederungarn mit Hilfe der Awaren,
denen er Ungarn überließ, als er 568 mit den Longobarde» und
20,000 sächsischen Familien nach Italien zog. Er eroberte den
größten Theil von Ober- und Mittelitalien; dem byzantinischen Kaiser
verblieben nämlich vorerst die Halbinsel Istrien, die venetischen
Inseln, das Küstenland von Ravenna bis Ankona, der
Ducatus von Rom, der von Neapel mit den kleinern Gebieten
von Amalfi, Gaöta und Sorrent, der ligurische Ducatus
mit der Hauptstadt Genua, die süditalischen Halbinseln, die Inseln
Sardinien, Korsika, Malta und Sicilien (das byzantinische ^ gtar>
Gebiet am adriatischen Meere mit Rom hieß das Exarchat im weiteren chat.
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I. Die germanischen Reiche auf ehemals römischem Gebiete. 17
Vandalen und Sueven in Spanien, eroberte einen Theil dieses
Landes und erhielt von dem Kaiser Aquitanien, wo er in der
Stadt Toulouse seine Residenz nahm. Sein Sohn und Nachfolger Tolosa.
Theodorich l. fiel 451 gegen Attila, dessen älterer Sohn Thoris-
mund wurde von dem jüngeren Theodorich Ii. ermordet, der die
Sueven in die Gebirge des nordwestlichen Spaniens zurückdrängte. 453—466*
Sein Nachfolger Eurich unterwarf Gallien bis zur Loire und unte- Eurich reg.
ren Rhone; dessen Sohn Alarich ll. blieb aber bei Vouglö gegen 466—484.
den Franken Chlodewig, und den Westgothen wurde ihr Antheil an
Gallien bis auf das Land zwischen Garonne und Pyrenäen, sowie der 507.
Küstenstrich bis an die Rhone (Septimania), entrissen. Bei einem neuen
Angriffe der Franken blieb ihnen nur Septimanien, daher nahm König ^ üt
Theudes seinen Sitz jenseits der Pyrenäen zu Barcelona, 550 Spanien"
aber wurde Toledo Residenzstadt der westgothischen Könige. A t h a- ruhanagild
nagild ließ sich während seines Kampfes um die Krone von Kaiser reg.554bis
Iustinian I. unterstützen, der bei dieser Gelegenheit eine Anzahl spani- 0
scher Seestädte in seine Gewalt brachte, welche die westgothischen Könige
erst im Verlaufe von 80 Jahren zurückeroberten. König Leovegild
kämpfte siegreich mit den Griechen sowie mit den nach Unabhängigkeit bis 586.
strebenden Basken, unterwarf 583 die Sueven, deren Reich Nord-Suevcnreich
Portugal, Galicien und Asturien in sich begriffen hatte und stellte diein Spanien.
Ordnung im Reiche wieder her. Er verfolgte aber als strenger Arianer
die gothischen Katholiken und ließ seinen eigenen Sohn Hermenegild hin-
richten, den seine griechische Mutter für die katholische Kirche gewonnen
hatte. Sein zweiter Sohn und Nachfolger Rekkared jedoch bekannte Rckkarcv reg.
sich vier Jahre nach seinem Regierungsantritte zur katholischen Kirche, 536-601.
verbesserte das schon unter Eurich gesammelte Gesetzbuch und erklärte
die Rechtsgiltigkeit der zwischen Provincialen (spanisch-römische Bevöl-
kerung) und Gothen geschlossenen Ehen. So gewann die katholische Entstehung
Kirche bei den Westgothen die Oberhand und ungefähr 50 Jahre später sch^Na-
hob König Rekkesuinth die Reichsungleichheit zwischen Gothen und tion.
Provincialen vollständig auf, indem er durch sein Gesetzbuch für beide
Theile ein gemeinschaftliches Recht einsührte. So verschmolzen West-
gothen und die spanisch-römische Bevölkerung zu einer romanischen
Nation, der spanischen, die sich durch Bildung auszeichnete. Leider
war aber Spanien seit Theudes ein Wahlreich, daher häufig durch
Thronstreitigkeiten und Bürgerkriege beunruhigt.
0. Angelsächsische Reiche in Britannien (449-827 n. Chr.).
§ 44. Bei dem Verfalle des weströmischen Reichs wurde 410
Britannien sich selbst überlassen. Die Briten hatten mit Aus-
nahme der Gebirgsbewohner römische Sprache und Sitte angenommen
und waren weichlich und unkriegerisch geworden. Das römische Bri-Das römische
tannien war in sechs Provinzen und eine größere Anzahl Bezirke S3ntanmen‘
(Civitates, wahrscheinlich 33) mit eben so vielen Hauptorten und Be-
zirksregierungen eiugetheilt. Die Eifersucht dieser Hauptorte ließ es aber
nach dem Aushören der römischen Herrschaft nicht zu, daß Britannien
sich zu einem Staate vereinigte oder sich wenigstens bloß in sechs
Staaten theilte, sondern es entstanden fast eben so viele Fürstenthümer
als es Bezirke gab, die sich nie zu gemeinschaftlichen Zwecken vereinigen
Bumüllcr, Weltg. Ii. 2
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Attila Toledo König_Rekkesuinth
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Toulouse Spaniens Gallien Eurich Gallien Barcelona Spanien Portugal Galicien Asturien Spanien Spanien Britannien Britannien Britannien Weltg